gibt es Bereiche, wo es zu erwarten ist, wo es normalisierter ist, als in anderen?
wie kann ich mich dagegen schützen?
Ich bin Pflegekraft und wo ich bin, unbezahlte Überstunden sind komplett normalisiert: Manche Mitarbeiterinnen machen ‘nur’ 20 Minuten, aber manche bleiben 3 Stunden nach dem Dienst und arbeiten für den Krankenhaus ehrenamtlich und sie haben kein Problem dafür. Ich bin der einzige, der so zickig ist, mit der Bezahlung.
Was mich auch beeindruckt hat sind die Ärzten: heute habe ich mit 2 gesprochen, die sagten, sie machen in der Regel bis 2 unbezahlte Überstunden pro Tag. Was für ein Leben ist das? Und wozu mach man das? Wie hat man eine Familie mit solchen Erwartungen? Und wie überlebt man dieses Gefühl, täglich ausgebeutet zu werden?
Was sehe ich nicht?
Ich weiß nicht, ob diese Ärzten lügen, es ist einfach, was sie mir sagten.
Um mich zu schützen könnte ich mich ab und zu krank melden und so die unbezahlte Stunden bezahlt haben, was lächerlich ist aber, was soll ich denn machen?
Die Mehrheit der Menschen machen das nicht, nehme ich an, oder? Gibt es Nachteile für mich, wenn ich sowas mache?
Die Zeit, die ich arbeite, will ich bezahlt haben. Meine Überstunden will ich bezahlt haben. Ist diese eine komische Idee für die Deutschen?
staatliches Krankenhaus, übrigens.
Partnerin eines Freundes ist Krankenpflegerin. Da kommen die KollegInnen bei Schichtwechsel gerne Mal zu spät (wir reden hier von bis zu 1h weil eine Katze gestreichelt werden musste und solche Späße) und das wird vom AG akzeptiert.
Ein anderer Freund arbeitet in der Kinderpflege und hat da zwar kein Problem mit unbezahlten Überstunden, aber er muss flexibel sein und öfter Mal einspringen.
In meinen Büro-Jobs ist mir beides schon untergekommen. Bei meinem ersten AG waren Überstunden so normal, dass sie Mitarbeitenden früher oder später eine fixe Menge Überstunden + Ausgleich im Vertrag hatte und man nur durch Kündigung oder Schwangerschaft wieder aus der Geschichte rauskam (aber wenigstens vergütet, yay).
Ich würde das nicht am Berufsfeld, sondern am Arbeitsplatz/Arbeitgeber festmachen. Das ganze ist ein kulturelles Thema und es wird ggf auch versucht durch Gruppenzwang Regelungen im Arbeitsvertrag auszuhebeln.
Für mich würde der Umgang davon abhängen, wie gut ich mit meinem Arbeitgeber reden kann. Manchmal kommt solches Verhalten aus der Belegschaft, dann kann man sich quasi von oben absegnen lassen, dass man da nicht mit macht (was den “fleißigen” KollegInnen missfallen könnte). In anderen Fällen vom AG direkt, was für mich persönlich ein Grund wäre mir was anderes zu suchen.