Interview mit dem Besitzer des neulich gestrandeten Bootes

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    1 month ago

    Alter Schwede. Was ein naiver Mensch der andere gefährdet hat. Es gibt am Rhein mehr als genug Ecken bei denen links und rechts extrem wenig Spielraum für die Berufsschiffahrt ist.(Loreley ist so ein Problem) Bei Niedrigwasser wird das noch viel mehr ein Thema. Der Rhein ist da unter optimalen Bedingungen gerade mal 100m und ein bisschen breit und hat dementsprechend Strömung. Legt sich nun so ein Ding an einer ungünstigen Stelle auf und kippt/kentert dabei doof (was gerade die alten Metallrumpfer gerne tun) sind erstens die beiden Typen an Bord erstmal in Lebensgefahr oder tot, gleichzeitig kann das Boot aber nun halt auch mal quer zum liegen kommen und nun das Fahrwasser noch enger machen - zu eng für so manchen großen Binnenschiffsverband.

    Nun haben die aber v.a. in der Talfahrt massiv Bremsweg. Und haben in der Richtung gerne mal mehrere hundert Meter Bremsweg und haben blöderweise auch nicht wirklich viel Flexibilität bei der Lenkung. (Deswegen gibt’s am Rhein tlw. "Ampelsysteme)

    Läuft nun so ein Binnenschiff auf ein dermaßen stabiles Hindernis kannst du von ausgehen,dass es selber Schaden nimmt. Was im Hinblick auf die dort transportierten Gefahrstoffe und die Größe der Mengen wird einem da schnell schlecht. Was 2000 Tonnen Benzin oder 1000 Tonnen Gas anrichten wenn sie sich entzünden will man sich eher nicht vorstellen. (Und das sind noch kleine Mengen,da wir ja von Niedrigwasser ausgehen).

    Ich hab mich in das Thema einlesen dürfen weil es vor ein paar Jahren fast in genau dem Szenario mal Thema einer großen Katastrophenschutz-Stabsübung war an der ich organisatorisch mitwirkte.

    Szenario war hier genau sowas: Ungeeignete Sportbootführer setzen bei Niedrigwasser ihr Boot an der dümmstmöglichen Stelle auf und Kentern. Der nachfolgende Tanker will ausweichen, wird aber trotzdem aufgeschlitzt und Gerät in Brand. 1000 Tonnen Benzin und Kerosin explodieren in zwei Stufen und zerstören ein Flusskreuzfahrtschiff sowie beschädigen einen weiteren Schubverband mit Düngemitteln schwer. Weitere 1000 Tonnen Öl und Chemikalien gelangen in den Rhein. Ergebnis der damaligen Simulation: 60 Tote, 120 Schwerst und Schwerverletzte, 100 Leichtverletzte, die Wasserversorgung für 15 Millionen Menschen ist bedroht, der volkswirtschaftliche Schaden liegt bei ca. 1,5-2 Milliarden Euro.