Frauen dürfen nicht zum Dienst an der Waffe verpflichtet werden. Richtig so, findet Bundeswehr-Professorin Kathrin Groh. Warum, erklärt sie im Interview mit MDR AKTUELL.
Okay. Dann aber überspitzt formuliert bitte nicht beschweren, wenn wir net so recht in der Breite verteidigungsfähig sind und die BW nur mit intellektuellen Sparkochern besetzt ist.
Junge Menschen zwingen, sowas zu machen, ist doch lächerlich. Als würden die sich im Ernstfall nicht bei erster Gelegenheit in die Büsche schlagen (würde ich so tun, wenn man mich nötigen würde). Dann soll man bessere Anreize schaffen, aber “menschliches Kanonenfutter” verkauft sich halt nicht besonders gut.
Ich denke, wir haben uns uns in den vergangenen 80 Jahren ohne Nachteile dahin entwickeln können, den Individualismus als höchstes, unantastbares Gut anzusehen. Es gab ja schlicht nichts wo diese Maxime von Nachteil war, von den verletzten Gefühlen einiger prä-Boomer mal abgesehen. Die sind allergrößtenteils weggestorben, die Boomer haben “erstmal ich, dann wieder ich und dann der Rest noch lange nich” auf elf gedreht und nach deren Exzessen haben die nachfolgenden Generationen sich irgendwie auf ein etwas sozialverträglicheres “mei, lasst mich doch alle in Ruhe, ich brauch meine Zeit für mich und weiß schon selbst was ich will” geeinigt was ja keinen stört und womit man ganz gut vor sich hin wurschteln kann. Irgendjemand müsste mal Feuerwehr¹ und jemand sollte sicher auch Tafel und naja, Bundeswehr, die saufen ja nur und wenn der Russe kommt dann kümmert sich schon irgendwer, vermutlich die Amis oder so. Aber eigentlich kommt der Russe ja höchstens noch zum Gas verkaufen, was soll der Unfug also.
Beachte: Ich sag net, dass das schlecht ist. In der Welt der 90er und Nullerjahre war das ja völlig fein so und wer richtig Bock hatte, der hatte mit 24 seinen Master und konnte als monatliche, etwas lästige Erinnerung an das große Ganze Steuern zahlen in dem ruhigen Gewissen, dass mit dem Mitgliedsbeitrag alle Probleme da draußen als erledigt betrachtet werden konnten.
Lebt man in der Ukraine, dann hat man jetzt schon den Beleg, dass diese Zeiten rum sind. Die baltischen Staaten und Polen sind auch schon ganz nervös und verstehen das ebenfalls so langsam. Und ich denke, jeder sollte hier für sich die Entscheidung treffen: Möchte er den Übergriffen autokratischer Staaten etwas entgegensetzen was über zwei Zeilen auf der Gehaltsabrechnung hinausgeht - oder wäre es im Sinne des Invididualismus eigentlich völlig egal an welches Finanzamt die am Ende gehen, Hauptsache die lassen einen alle in Ruhe?
¹ Ich empfehle hier übrigens mal die Lektüre des jeweiligen Landesfeuerwehrgesetzes, insbesondere die Regelungen zur Aufstellung einer Pflichtfeuerwehr, wenn es nicht genug Freiwillige gibt. Das hat irgendwie nie jemand auf dem Schirm der nicht zur BW möchte.
Mir gefällt die Zusammenfassung echt gut, aber mit dem Schluss bin ich nicht ganz zufrieden.
Ich gebe mal meinen ganz persönlichen und ganz naiven Take dazu: man kann nicht über Generationen hinweg Entwicklungen als reversibel betrachen und glauben, dass man das nur mit genug Zwang regeln kann. Ja klar, das geht, aber dann eben auf AfD-Niveau und da will ich nicht hin. Ich finde Nationen nach wie vor scheiße und rückschrittlich und ein Schritt in die Richtung ist für mich ein Schritt nach hinten. Wenn wir also Verteidigung gegen irgendwas brauchen, dann nur über logisch nachvollziehbare Anreize und nicht über komische Verpflichtungen zu irgendwelchen hineingeborenen Konstrukten.
man kann nicht über Generationen hinweg Entwicklungen als reversibel betrachen und glauben, dass man das nur mit genug Zwang regeln kann
Ist ja in der Form erstmal eine festgesetzte Annahme. Klingt ja auch erstmal richtig und mit unserem humanistischen Weltbild vereinbar. Jetzt gibt es aber zwei Richtungen aus denen der Zwang kommen kann: Von innen und in seiner Wirkung und Auswirkung als gesellschaftstragbarer Kompromiß gestaltet. Oder schlagartig von außen, dann aber ungleich stärker. Die Ukraine hat zweiteres erlebt. Ich habe Bekannte aus Projekten im Bereich freier Software verloren, erst aus der Mitarbeit weil sie von heute auf morgen an die Front mussten, dann in einem Fall insgesamt aus dem Leben. Ich behaupte, das ist vermeidbar durch den weicheren Zwang früh an der Ausbildung zur Verteidigung teilzunehmen und durch den wehrhafteren Außeneindruck zweiteres zu vermeiden.
Wir haben den Hedonismus der 90er hinter uns gelassen, nicht weil wir das so dringend wollten, sondern durch äußere Zwänge wie die drei einmaligen Wirtschaftskrisen bisher, Corona, das kleine Hüsterchen was unsere Weltwirtschaft derzeit durchmacht, you name it, den Leuten ist im Schnitt nicht mehr danach. So richtig vermissen tut das niemand, hätte man den Leuten damals die Raveparties im $HIERHALBLEGAERCLUBSEINSETZEN oder die Technoparaden verboten wäre aber richtig Achterbahn gewesen. Äußere Zwänge, auch wenn sie viel grundlegender sind nehmen wir einfach hin. Ich behaupte, wir würde mit etwas mehr Stoizismus auch begrenzten, diskutierten inneren Zwang gut abkönnen.
Ich finde Nationen nach wie vor scheiße und rückschrittlich und ein Schritt in die Richtung ist für mich ein Schritt nach hinten.
Ja, na sicher wäre eine Weltordnung wie wir sie in Star Trek TNG gesehen haben wünschenswert. Aber wir müssen beim Gestalten unseres kleinen Teils der Welt mit dem Material arbeiten was wir haben. Was helfen die hohen Ideale, wenn ihr sicherlich wohlmeinender Inhaber unter der Knute von Autokraten vor sich hin knechten muss? Sicher weniger, als wenn man sie ein wenig hintenanstellt um zumindest ein Leben lang darüber sprechen und sie vielleicht hier und da ein wenig leben zu können.
Korrekt, aber deswegen heranwachsende Menschen aus dem Leben zu zwingen, ist für mich das größere Übel.
Okay. Dann aber überspitzt formuliert bitte nicht beschweren, wenn wir net so recht in der Breite verteidigungsfähig sind und die BW nur mit intellektuellen Sparkochern besetzt ist.
Junge Menschen zwingen, sowas zu machen, ist doch lächerlich. Als würden die sich im Ernstfall nicht bei erster Gelegenheit in die Büsche schlagen (würde ich so tun, wenn man mich nötigen würde). Dann soll man bessere Anreize schaffen, aber “menschliches Kanonenfutter” verkauft sich halt nicht besonders gut.
Ich denke, wir haben uns uns in den vergangenen 80 Jahren ohne Nachteile dahin entwickeln können, den Individualismus als höchstes, unantastbares Gut anzusehen. Es gab ja schlicht nichts wo diese Maxime von Nachteil war, von den verletzten Gefühlen einiger prä-Boomer mal abgesehen. Die sind allergrößtenteils weggestorben, die Boomer haben “erstmal ich, dann wieder ich und dann der Rest noch lange nich” auf elf gedreht und nach deren Exzessen haben die nachfolgenden Generationen sich irgendwie auf ein etwas sozialverträglicheres “mei, lasst mich doch alle in Ruhe, ich brauch meine Zeit für mich und weiß schon selbst was ich will” geeinigt was ja keinen stört und womit man ganz gut vor sich hin wurschteln kann. Irgendjemand müsste mal Feuerwehr¹ und jemand sollte sicher auch Tafel und naja, Bundeswehr, die saufen ja nur und wenn der Russe kommt dann kümmert sich schon irgendwer, vermutlich die Amis oder so. Aber eigentlich kommt der Russe ja höchstens noch zum Gas verkaufen, was soll der Unfug also.
Beachte: Ich sag net, dass das schlecht ist. In der Welt der 90er und Nullerjahre war das ja völlig fein so und wer richtig Bock hatte, der hatte mit 24 seinen Master und konnte als monatliche, etwas lästige Erinnerung an das große Ganze Steuern zahlen in dem ruhigen Gewissen, dass mit dem Mitgliedsbeitrag alle Probleme da draußen als erledigt betrachtet werden konnten.
Lebt man in der Ukraine, dann hat man jetzt schon den Beleg, dass diese Zeiten rum sind. Die baltischen Staaten und Polen sind auch schon ganz nervös und verstehen das ebenfalls so langsam. Und ich denke, jeder sollte hier für sich die Entscheidung treffen: Möchte er den Übergriffen autokratischer Staaten etwas entgegensetzen was über zwei Zeilen auf der Gehaltsabrechnung hinausgeht - oder wäre es im Sinne des Invididualismus eigentlich völlig egal an welches Finanzamt die am Ende gehen, Hauptsache die lassen einen alle in Ruhe?
¹ Ich empfehle hier übrigens mal die Lektüre des jeweiligen Landesfeuerwehrgesetzes, insbesondere die Regelungen zur Aufstellung einer Pflichtfeuerwehr, wenn es nicht genug Freiwillige gibt. Das hat irgendwie nie jemand auf dem Schirm der nicht zur BW möchte.
Mir gefällt die Zusammenfassung echt gut, aber mit dem Schluss bin ich nicht ganz zufrieden.
Ich gebe mal meinen ganz persönlichen und ganz naiven Take dazu: man kann nicht über Generationen hinweg Entwicklungen als reversibel betrachen und glauben, dass man das nur mit genug Zwang regeln kann. Ja klar, das geht, aber dann eben auf AfD-Niveau und da will ich nicht hin. Ich finde Nationen nach wie vor scheiße und rückschrittlich und ein Schritt in die Richtung ist für mich ein Schritt nach hinten. Wenn wir also Verteidigung gegen irgendwas brauchen, dann nur über logisch nachvollziehbare Anreize und nicht über komische Verpflichtungen zu irgendwelchen hineingeborenen Konstrukten.
Ist ja in der Form erstmal eine festgesetzte Annahme. Klingt ja auch erstmal richtig und mit unserem humanistischen Weltbild vereinbar. Jetzt gibt es aber zwei Richtungen aus denen der Zwang kommen kann: Von innen und in seiner Wirkung und Auswirkung als gesellschaftstragbarer Kompromiß gestaltet. Oder schlagartig von außen, dann aber ungleich stärker. Die Ukraine hat zweiteres erlebt. Ich habe Bekannte aus Projekten im Bereich freier Software verloren, erst aus der Mitarbeit weil sie von heute auf morgen an die Front mussten, dann in einem Fall insgesamt aus dem Leben. Ich behaupte, das ist vermeidbar durch den weicheren Zwang früh an der Ausbildung zur Verteidigung teilzunehmen und durch den wehrhafteren Außeneindruck zweiteres zu vermeiden.
Wir haben den Hedonismus der 90er hinter uns gelassen, nicht weil wir das so dringend wollten, sondern durch äußere Zwänge wie die drei einmaligen Wirtschaftskrisen bisher, Corona, das kleine Hüsterchen was unsere Weltwirtschaft derzeit durchmacht, you name it, den Leuten ist im Schnitt nicht mehr danach. So richtig vermissen tut das niemand, hätte man den Leuten damals die Raveparties im $HIERHALBLEGAERCLUBSEINSETZEN oder die Technoparaden verboten wäre aber richtig Achterbahn gewesen. Äußere Zwänge, auch wenn sie viel grundlegender sind nehmen wir einfach hin. Ich behaupte, wir würde mit etwas mehr Stoizismus auch begrenzten, diskutierten inneren Zwang gut abkönnen.
Ja, na sicher wäre eine Weltordnung wie wir sie in Star Trek TNG gesehen haben wünschenswert. Aber wir müssen beim Gestalten unseres kleinen Teils der Welt mit dem Material arbeiten was wir haben. Was helfen die hohen Ideale, wenn ihr sicherlich wohlmeinender Inhaber unter der Knute von Autokraten vor sich hin knechten muss? Sicher weniger, als wenn man sie ein wenig hintenanstellt um zumindest ein Leben lang darüber sprechen und sie vielleicht hier und da ein wenig leben zu können.