Ich habe im Radio dieses kurze Gespräch mit Ole Nymoen, dem Autoren des Buches, gehört und fand ihn in seiner Klarheit recht erfrischend. Der Beitrag hier von BR24 ist noch kürzer und präziser.
Ich entdecke da wenig interessantes in dieser Position und den beispielhaft angeführten Argumenten. Ja Überraschung, Krieg und Frieden sind simplifizierte Terminologie für Interessen mächtiger Menschen. Dafür muss man jetzt extra ein Buch schreiben und den großen Pazifismus-Edgelord geben? Naja, weiß ich nicht.
Habe den Podcast, den er mit Wolfgang M. Schmidt betreibt früher von Zeit zu Zeit gehört, aber dann endgültig Lebewohl gesagt, als mir klar wurde, dass die beiden nur leere Worthülsen von sich geben. Alles nach dem Motto „Do as I say, not as I do
Der Eimer, der das Fass dann zum Überlaufen gebracht hat, war ihr leidenschaftliches Plädoyer für Musks X und das gekaufte Checkmark. Mit Boykott wäre ja niemandem geholfen, sie hätten dort große Reichweite und so weiter und so fort.
Da war mir endgültig klar, dass die keine Linken sind, sondern nur vom Leid der Arbeiterklasse profitieren, indem sie Content produzieren, für den wir die vermeintliche Zielgruppe sein sollen. Diese Möchtegern LARPer leben nicht vor, was sie predigen.
Er halte sich dabei an die Losung aus dem “Kommunistischen Manifest”: “Die Arbeiter haben kein Vaterland”.
“Wer ernsthaft glaubt, zum Beispiel als Deutscher, ihn trenne, von einem französischen, russischen, polnischen Soldaten mehr als von seinem Vermieter, Friedrich Merz oder dem Rekrutierungsbeauftragten der Bundeswehr, dem möchte ich sagen: Das stimmt nicht. Euch trennt von diesen Leuten überhaupt nichts, auf die ihr da schießt im Kampf. Außer eure Nationalität”
Mit der Antwort von Marina Weisband im Artikel ist da eigentlich fast alles gesagt:
Eine neutrale Haltung bei Konflikten helfe dem Aggressor; die von Nymoen geführte Debatte sei eine für Menschen, “die so privilegiert sind, dass es ihnen eigentlich fast egal sein kann, unter wem sie leben”.
Was wäre denn die Folge, wenn die Mehrheitsbevölkerung in einem Land diese Haltung hätte? Man müsste eine feindliche Übernahme einfach akzeptieren. Dass es sich dabei wahrscheinlich für die meisten Menschen nicht zum besseren wendet und man an Freiheiten verliert, wird dabei nicht berücksichtigt.
Es ist ja im Grunde wie mit dem Toleranzparadoxon. Um Frieden zu erhalten, darf man aggressives/kriegerisches Verhalten nicht tolerieren.
Die Antwort von Weisband mit den Privilegien trifft es.
Dem Autor Nymoen entgeht scheinbar das Wichtigste der Menschheit: Gemeinschaft. Gemeinsam ist man stärker als alleine.
Er plädiert ja dafür, dass es einem Einzelnen egal sein kann für wen er kämpft oder unter wessen Herrschaft er lebt.
Allerdings ist eine Gruppe Menschen weitaus wirkmächtiger und kann Interessen „kleiner Leute“ gegenüber „den Mächtigen“ durchsetzen. Siehe Revolten, Streiks und Demos.
Und es sollte Menschen eben nicht egal sein unter wessen Herrschaft sie leben und wen sie unterstützen. Die eigenen Bürgerrechte und Freiheiten müssen erkämpft und später verteidigt werden. Aus Philantrophie sind die nie vergeben worden.
Da musst du schon differenzieren. Gegen Streiks, Revolution und Demos spricht er sich nicht aus. Im Gegenteil. Ich bin fest davon überzeugt, dass er diese auch persönlich unterstützt bzw. unterstützen würde. Gegen diese Art des Kampfes stellt er sich nicht sondern gegen Krieg, also dem Kampf zwischen Staaten.
Seine Argumentationsgrundlage ist, dass die deutsche Politik, der deutsche Staat, die von dir beschworenen “Mächtigen” stärker fördert als die Arbeiter*innen. Folglich sieht es auch nicht ein, für eben diesen Staat in den Krieg zu ziehen.
Und Weisband wirft ihm vor, dass er sich dadurch für die Herrschaft eines Staates entscheidet, der sich noch weniger um die Arbeitys schert.